BERNHARD
HEINZLE

PFLEGE

PFLEGENOTSTAND HAT EINEN GRUND

Es wird viel von Wertschätzung gegenüber den Bediensteten in der Pflege geredet, aber davon kann niemand leben. Wir kämpfen für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen sowie die Weiterführung der Pflege-Diplomausbildung.

Der Bedarf an qualifiziertem Pflegepersonal ist enorm hoch. Trotzdem hat das Land Vorarlberg die Ausbildungsmöglichkeiten in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt und somit zum akuten Mangel beigetragen. Dazu kommt, dass viele ausgebildete Pflegekräfte wegen Überlastung in eine andere Branche wechseln. Das hat unter anderem mit hoher zeitlicher Beanspruchung, aber auch mit psychischen Belastungssituationen, geringer Wertschätzung und vergleichsweise schlechter Bezahlung zu tun. Deshalb bedarf es einer grundlegenden Änderung des Gehaltschemas und besserer Rahmenbedingungen für das Pflegepersonal.

 

Tatsächlich ist die Lage dramatisch: 200 Betten in der Langzeitpflege können derzeit wegen fehlender Mitarbeiter:innen nicht belegt werden, 100 Betten sind es in den Spitälern. Allein am LKH Rankweil stehen 50 Betten leer, Psychiatriepatienten müssen deswegen vorzeitig entlassen werden. Zu dieser Situation ist es nicht zufällig gekommen. Tatsächlich ist für die Mitarbeiter in der Pflege die Dienstplansicherheit seit langem nicht mehr gegeben, Dienstpläne werden laufend geändert, damit die Pflegeerfordernisse irgendwie abgedeckt werden können. Geteilte Dienste und permanentes Einspringen für fehlende oder erkrankte Kolleg:innen sorgen für eine viel zu hohe Arbeitsbelastung. Der von der Landesregierung beschlossene erhöhte Pflegeschlüssel, der an und für sich ja positiv wäre, wirkt in diesem Zusammenhang wie blanker Hohn, da es die dafür notwendigen Pflegekräfte einfach nicht gibt.

 

Der Bedarf im gehobenen Pflegedienst ist wesentlich höher als in der Studie der Gesundheit Österreich (GÖG) für Vorarlberg angenommen wurde. Dass die Pflegeausbildung mit einer akademischen Aufwertung an die Fachhochschule verschoben wurde, ist für bestimmte Aufgaben im Pflegebereich nachvollziehbar. Wieso gleichzeitig aber die äußerst bewährte Diplom-Ausbildung abgeschafft wurde, ist schwer verständlich. Damit gehen der Pflegebranche in erster Linie Quereinsteiger verloren, die in der Vergangenheit immer zu den verlässlichsten Mitarbeiter:innen gezählt haben.

 

Geradezu gefährlich für die Patienten ist der Versuch, aufgrund des Mangels an Pflegefachkräften, Kompetenzen nach unten zu delegieren. Aufgaben, die bisher den diplomierten Pflegekräften zugeordnet waren, sollen künftig von angelernten Pflegekräften erledigt werden. Damit soll – so die Milchmädchenrechnung – die Pflege billiger werden. Dass dies gesetzlich schwierig ist, wird ignoriert und es wird verschwiegen, dass es auch im Bereich der Pflegeassistenz bereits große Personallücken gibt. Benötigt würden in Vorarlberg pro Jahr rund 120 Personen, ausgebildet werden aktuell 20.

 

Das braucht es für ein funktionierendes Pflegesystem

  • bessere Rahmenbedingungen für die bereits in der Pflege arbeitenden Kolleg:innen (Dienstplansicherheit, keine geteilten Dienste, bessere Bezahlung, Einhaltung des höheren Pflegeschlüssels, Skill-Grade-Mix der den gesetzlichen Vorschriften entspricht und Pflegekräfte nicht überfordert, familienfreundliche Arbeitsbedingungen, Kinderbetreuungsangebote usw.).
  • Mehr Ausbildungsplätze speziell für die gehobenen Dienste (Diplom-Ausbildung an den Krankenpflegeschulen mindestens noch zehn Jahre weiterführen)

WEITERE THEMEN

6. URLAUBSWOCHE

MEHR ERHOLUNG FÜR ALLE AB 40

Urlaub ist die Gelegenheit zur Erholung von der Arbeit. Nachdem die Arbeitsbelastung seit Jahren steigt, ist es auch nur logisch, den Anspruch auf eine 6. Urlaubswoche für alle Arbeitnehmer:innen ab dem 40. Lebensjahr einzuführen.

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WOHNEN

EIGENTUM MÖGLICH MACHEN

Wer Vollzeit arbeitet, sollte auch die Chance auf Eigentum haben. Möglich wird dies nur durch ein Bündel an Maßnahmen. Wir fordern: Spekulationsverbot mit Grundstücken, mehr sozialer Wohnbau, neue Miet-Kauf-Modelle und eine bessere Wohnbauförderung.

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EINKOMMEN

HÖHERE NETTOLÖHNE SIND MACHBAR

Vorarlbergs Arbeitnehmer:innen zeichnen sich durch harte Arbeit aus. Ihr Anteil am erwirtschafteten Erfolg ist aber zu gering. Es braucht bessere Nettolöhne. Dafür kämpfen wir gemeinsam mit den Gewerkschaften.

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ALTERSVORSORGE

ZUSATZPENSION FÜR ALLE BESCHÄFTIGTEN

Was für alle Arbeitnehmer:innen im öffentlichen Dienst gilt, soll auch für die Beschäftigten in der Privatwirtschaft gelten. Wir wollen eine verpflichtende zweite Säule der Altersversorgung sowie einen flexibleren Pensionsantritt. Wer länger arbeitet, soll belohnt werden.

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WAHLPROGRAMM

Von Wohnen bis Einkommen, von Teuerung bis Pflegenotstand – unser komplettes Wahlprogramm für die AK-Wahl 2024 in voller Länge.